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Carpzov-Epitaph im Andachtsraum des Paulinum wieder vollständig

Restauratorin Claudia Nicolaisen-Luckenbach bei der Konservierung des Rahmenfragments Restauratorin Claudia Nicolaisen-Luckenbach bei der Konservierung des Rahmenfragments Foto: Kustodie / Claudia Nicolaisen-Luckenbach

Fragment vom Stadtgeschichtlichen Museum an Kustodie übergeben

Die Epitaphien der 1968 gesprengten Leipziger Universitätskirche St. Pauli sind zum Teil nur fragmentarisch erhalten, gelegentlich tauchen jedoch Einzelstücke wieder auf. Im letzten Jahr entdeckte Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, Leiter der Kustodie der Universität Leipzig, per Zufall das verschollen geglaubte, linke Rahmenfragment des Carpzov-Epitaphs aus dem Jahr 1653 bei Recherchen zu einem anderen Projekt in der Objektdatenbank des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Dank der unbürokratischen Zusammenarbeit mit dem Museum konnte das Fragment nun an die Kustodie zurückgeführt werden. Die wieder vereinten, originalen Rahmenhälften wurden jüngst am Epitaph angebracht. Im Jahr 2002 begann die Bestandserfassung der aus der Universitätskirche geretteten und über Jahre eingelagerten Epitaphteile, die neu sortiert und den jeweiligen Objekten zugeordnet werden konnten. Zwei wesentliche Elemente am Carpzov-Epitaph galten als verschollen: das Bildnis Carpzovs, das als Kopie ergänzt wurde, sowie die linke Hälfte der Rahmeneinfassung des Porträts seiner ersten Ehefrau Regina Carpzov, geb. von Clausbruch. Im Zuge der Restaurierung 2009 wurde daher eine holzsichtig belassene, zur rechten Rahmenarchitektur gespiegelte Nachbildung angefertigt und am Epitaph montiert. „Benedikt Carpzov d. J. (1595–1666) selbst hatte das Epitaph 1653, also 15 Jahre vor seinem Tod, für sich und seine beiden Ehefrauen in Auftrag gegeben. Carpzov war einer der einflussreichsten deutschen Strafrechtswissenschaftler in der Frühen Neuzeit“, sagt der Kustos der Universität Leipzig, Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen. „Der Universität Leipzig war er als Student der Rechtswissenschaften und durch seine langjährige Tätigkeit als Ordinarius der Juristenfakultät verbunden. 1666 wurde er in der Universitätskirche bestattet.“ Das 79 cm hohe und 30 cm breite Objekt wies vergleichsweise geringe Schäden auf und wurde nach der Rückführung einer schonenden Konservierung unterzogen. Die Abtrennung der Nachbildung und die erfolgreiche Wiederverleimung der originalen Rahmenhälften unterstützte Dipl.-Restaurator Johannes Schaefer aus Altenburg, der dem Epitaphienprojekt seit vielen Jahren verbunden ist. Dass bei solchen Entdeckungen hin und wieder der Zufall eine Rolle spielt, unterstreicht Hiller von Gaertringen: „Die Entdeckung des Rahmenfragments war ein glücklicher Zufallstreffer, denn das Objekt war in der Datenbank des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig irrtümlich als Bestandteil des Fürstenstuhls der Thomaskirche klassifiziert worden. Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg und die wechselhafte Geschichte der meisten musealen Einrichtungen in der DDR-Zeit bedingten einen weitreichenden Wissensverlust über zahlreiche Sammlungsobjekte, der erst seit den 1990er Jahren schrittweise aufgearbeitet und gegebenenfalls korrigiert werden kann.“ Übergeben wurde das Rahmenfragment durch Michael Stephan, Leiter der zentralen Dokumentation des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, an Claudia Nicolaisen-Luckenbach, Dipl.-Restauratorin für Gemälde und Skulpturen an der Kustodie. „Wir sind froh, dass das Objekt den Weg zurückgefunden hat und sind dankbar für die gute Zusammenarbeit“, so der Kustos der Universität Leipzig, Hiller von Gaetringen. Das Epitaph kann während der normalen Öffnungszeiten im Altarbereich des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli -betrachtet werden. Auf Grund der aktuellen sächsischen Corona-Notfall-Verordnung ist der Raum jedoch mindestens bis einschließlich 9. Januar 2022 geschlossen.

Quelle: Universität Leipzig

Letzte Änderung am Montag, 20 Dezember 2021 21:35

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